125 Jahre Kamptalbahn - Das Kamptal feiert mit Volldampf

30. August 2014

mit öSEK 52.100

Bilder © Karl Riedling, 2014

Anlässlich des 125-jährigen Bestehens der Kamptalbahn hatten die Gemeinden des Kamptals ein regionsweites Volksfest geplant, an dem sich auch zwei Dampfsonderzüge beteiligen sollten. Was offenbar bei der Planung verabsäumt worden war, war die Koordination der Festlichkeiten mit Petrus, der uns bei der Abfahrt in Wien-Heiligenstadt mit zwar nicht sonderlich starkem, aber doch alles durchdringendem Regen begrüßt. Hinter der 52.100 des 1.Österreichischen Straßenbahn und Eisenbahn Klubs geht es Tender voran (um für das Stürzen des Zugs in Hadersdorf am Kamp gerüstet zu sein) über Tulln und Absdorf-Hippersdorf, wo wir den zweiten Dampfzug hinter der 33.132 überholen, der die Runde durchs Kamptal in umgekehrter Richtung zurücklegen sollte, nach Hadersdorf am Kamp. Während wir dort zwei Planzüge abwarten müssen, bevor unser Zug gestürzt werden kann, stellen sich bereits - im noch immer strömenden Regen - die ersten nach der Mode des Jahres 1889 gekleideten Mitglieder einer Trachtengruppe den Fotografen. Endlich haben wir unsere Lokomotive, jetzt mit der Jubiläums-Tafel an der Spitze, am richtigen Ende unseres Zugs, und wir können mit gebührender Andacht mit unserer Fahrt durchs Kamptal beginnen.

In jedem auch nur einigermaßen bedeutsamen Bahnhof werden wir feierlich empfangen: Mit Blasmusik, Bürgermeister-Ansprachen und flüssigem und festem Treibstoff für die Fahrgäste. In Langenlois gibt's für die Fahrgäste - eh klar - eine Weinprobe und für die Lokomotive Flüssignahrung, kredenzt von der Freiwilligen Feuerwehr. In Schönberg am Kamp erwarten uns Schmalzbrote und - damit sie besser rutschen - die nächste Weinprobe; und in Gars-Thunau, wo wir den Gegenzug passieren lassen, verköstigt wieder die Freiwillige Feuerwehr unsere Lokomotive und die Wettkampfgruppe Gars am Kamp (was immer sie wettkämpfen mag) die Fahrgäste. Der Regen hat inzwischen ziemlich aufgehört. In Rosenburg erwartet uns die dortige Volkstanzgruppe mit ihren Vorführungen, und in Horn erwartet uns eine Trachtengruppe und der Herr Bürgermeister in Gehrock und Zylinder.

In Sigmundsherberg konzentrieren sich die Feierlichkeiten auf das Eisenbahnmuseum, das an diesem Tag sicher nicht über mangelnden Besuch klagen kann. Zu den zahlreichen musealen Exponaten hat man die 1116.182 "Einsatzkommando Cobra" dazugestellt; die angekündigte "Leistungsschau mit Kräften der Polizei des Bezirks Horn" fällt hingegen eher dürftig aus. Stilecht unter dem noch immer funktionsfähigen Wasserkran beim Museum finden wir die 33.132 des zweiten Dampfzugs, und auch die 93.1421 hat man angeheizt. Die Hungrigen und Durstigen - Mitwirkende am Regionsfest wie Fahrgäste - zieht es in die große Halle des Heizhauses, wo man (nicht ohne Mühe) wohlschmeckendes Ess- und Trinkbares erwerben kann. Mahlzeit-begleitend kann man dort eine ganze Serie von Plakaten bewundern, auf denen in, na sagen wir, nicht unbedingt kreislaufberuhigende weiße Gewänder gekleidete Frauenspersonen, Schutzengel mimend, Eisenbahnbedienstete auf Unfallgefahren hinweisen. Ob angesichts solcher Schutzengel die Gedanken der von ihnen Angesprochenen sich auf die Verhütung von Arbeitsunfällen konzentriert haben mögen, sei dahingestellt; ein origineller Versuch waren die Plakate jedenfalls. In der Nachbarhalle wartet die Fotosonderausstellung "125 Jahre Kamptalbahn" auf Interessenten. Und da das Museum - innen wie außen im Freigelände - durchaus sehenswert ist, verzichte ich darauf, hier allzu viele Fotos davon zu präsentieren und lade alle Interessierten ein, sich selbst in Sigmundsherberg ein Bild zu machen.

Inzwischen ist "unsere" 52.100 auf der Drehscheibe gewendet worden und hat sich zwecks Nahrungsaufnahme zum Wasserkran begeben, während der zweite Dampfzug in Richtung Kamptal entschwunden ist. Bei fast idealem Fotowetter - die Sonne hat es inzwischen durch die Wolken geschafft - setzt sie sich wieder an die Spitze unseres Zuges und stellt diesen, von Scharen von Fotografen beobachtet, auf unserem Bahnsteig bei. Auf der Direttissima - über die Franz-Josefs-Bahn - geht es wieder zurück nach Wien-Heiligenstadt.
 

Wien-Heiligenstadt - Tulln - Absdorf-Hippersdorf - Hadersdorf am Kamp - Langenlois

Schönberg am Kamp - Gars-Thunau - Rosenburg - Horn (- Sigmundsherberg)

Sigmundsherberg 1. Teil

Sigmundsherberg 2. Teil - Wien-Heiligenstadt


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